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Erste Stolperschwelle erinnert an 290 Opfer der Euthanasie an Kindern 24.05.2022

 © Landeshauptstadt Schwerin/Luca Jahnke

Am 24. Mai 2022 hat der Kölner Künstler Gunter Demnig zum achten Mal Stolpersteine in Schwerin verlegt. Stolpersteine erinnern an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sie werden jeweils vor dem letzten selbst gewählten Wohnort der Opfer in den Gehweg eingelassen. Die Inschrift beginnt jeweils mit den Worten „Hier wohnte…“ Neben drei Stolpersteinen für jüdische Opfer wurde am Dienstag erstmals ein Stolperstein für ein homosexuelles Opfer des Nazi-Regimes verlegt.

Der Stein erinnert an Paul Junker, der bis 1938 Prokurist beim Kaufhaus Honig (heute Kressmann) war. Als schwuler Mann wurde Junker im Januar 1939 verhaftet. Am 26. Januar 1939 wurde er verurteilt (Verstoß gegen § 175 Strafgesetzbuch, Verbot Homosexueller Handlungen an und mit anderen) und kam daraufhin in die Strafanstalten Dreibergen / Bützow, wo er bereits am 29. Januar 1939 verstarb.

Außerdem wurde in Schwerin erstmals eine Stolperschwelle verlegt, um an 290 Opfer des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms zu erinnern, das auch vor Kindern keinen Halt machte. Die Stolperschwelle wurde in den Gehweg in der Wismarschen Straße 298e eingelassen, dem damaligen Eingang zum Haus am Lewenberg, das heute von SOZIUS als Pflegeheim geführt wird.

Der Text der Stolperschwelle lautet:

1867 GRÜNDUNG DER ANSTALT FÜR GEISTESSCHWACHE KINDER AUF DEM LEWENBERG

ZWISCHEN AUGUST 1939 UND SEPTEMBER 1941 STERBEN 72 BEWOHNER

AM 1. AUGUST 1941 WERDEN ELF LANGJÄHRIGE BEWOHNER NACH BERNBURG ‘VERLEGT‘ UND ERMORDET - ‘AKTION T4‘

207 PFLEGLINGE WERDEN 1941 IN DIE ‘KINDERFACHABTEILUNG‘ SCHWERIN-SACHSENBERG ’VERLEGT‘ UND DURCH ÜBERDOSIERTE MEDIKAMENTE ERMORDET

Bereits seit 2006 erinnern in Schwerin Stolpersteine an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Jedes Einzelschicksal wird mit wenigen Eckdaten auf einer 10 mal 10 Zentimeter großen Messingplatte dokumentiert. 82 Stolpersteine sind in der Landeshauptstadt seit 2006 verlegt worden – finanziert aus Spenden von Bürgerinnen und Bürgern, denen es wichtig ist, dass Geschichte lebendig bleibt.

„Auf dieses Geschenk der Einwohnerinnen und Einwohner an unsere Stadt ist Schwerin sehr stolz. Unsere Stadt unterstützt seit Anbeginn die Arbeit der Stolperstein-Initiative um Sabine Klemm. Unser Stadtarchiv betreibt beispielsweise die Nachforschungen, die nötig sind, um die Einzelschicksale zu dokumentieren. Dass die Zahl der Euthanasie-Opfer in der Schweriner Kinder-Psychiatrie so groß war, dass es sogar einer Stolperschwelle bedarf, ist ein sehr düsteres Kapitel unserer Stadtgeschichte“, sagt Oberbürgermeister Rico Badenschier.

Das größte dezentrale Mahnmal der Welt

Ins Leben gerufen wurde das europaweite Erinnerungsprojekt „Stolpersteine“ von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig. Inzwischen liegen die Stolpersteine in 1265 Orten Deutschlands und in 24 Ländern Europas. Mit rund 75.000 Stolpersteinen ist das 1996 gestartete Projekt das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Dabei war es Demnig von Anfang an wichtig, dass seine Stolpersteine nicht nur für bestimmte Opfergruppen stehen, sondern gleichermaßen an Juden und Christen, Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter, Opfer von Euthanasie oder Denunziation erinnern.

Ein „Stolperstein“ kostet 120 Euro, die Stolperschwelle ca. 1.600 Euro. Sie werden über Spenden finanziert. Wer spenden möchte, gibt im Verwendungszweck bitte seine Adresse an, wenn er eine Spendenbescheinigung erhalten möchte:   

Spendenkonto

Betreff: Stolpersteine

Kreditinstitut: VR Bank Mecklenburg eG

Kontoinhaber: KISS e.V.

IBAN: DE23 1406 1308 0200 0273 32

BIC: GENODEF1GUE

 

Weitere Informationen bei Sabine Klemm, c/o KISS 0385 39 24 333 oder info@kiss-sn.de

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